Apparently "Rickety Rocket" is a 70s/80s cartoon series about four teenagers and their rickety rocket. Does anybody remember it? I don't. Because at that time I was pooing my pants, a day was a month, a month was a lifetime and the universe was the wide open park adjacent to the place where I grew up...

Friday, April 18, 2008

Dezember 1997

Am Samstag habe ich Ingo kennengelernt. Ingo ist etwa 60 Jahre alt, Alkoholiker und furchtbar unglücklich. Im Suff jedenfalls. Er schwankte an einer Mauer entlang als ich gerade nach Hause ging und weinte und schrie herzzerreißend. „Ich kann nicht mehr! Ich will sterben!“, weinte er. Ich fragte ihn, ob ich ihm helfen könne. Er sagte „die Erfahrung macht das“; er betete weinend zu Gott und wiederholte ständig: „Ich habe eine verantwortliche Stellung, ich bin ein geachteter Mann im Betrieb!“. Dann war da noch ganz viel Familie und Heimat in ihm. Er sprach mit starkem schlesischen Akzent und fragte mich mehrfach, ob ich Deutscher sei. Ein gebrochener, hilfsbedürftiger, aber nicht empfangsbereiter Mensch, der von seinen guten alten Werten mit voller Wucht eingeholt wird. Ich bin mit ihm ein Stück mitgegangen und schließlich hat er mich zu sich nach Hause auf eine Tasse Kaffee eingeladen. Daheim wartete seine Frau, die sogleich sagte: „Iiiingo, wò wahrst dù? Haast dù ahlles eingekauft?“ Ingo hatte nur Eier und Brot eingekauft, für den Rest hatte er gesoffen. Von den Eiern waren acht kaputt. Da wurde mir klar, das es das Romantische im verzweifelten Säufer nicht gibt. Ich sagte: „Du brauchst Hilfe.“ Er wehrte entschieden ab und sagte, er würde nur ab und zu was trinken und er wäre bestimmt nicht krank. Er wäre ein starker Mann und zur Zeit nur in einer Art Pechsträhne, die vorübergehen würde. Er widersprach sich innerhalb von Sekunden. Er gab vor, alles wäre in bester Ordnung und brach im nächsten Moment weinend zusammen. „Es gibt Dinge, mit denen jeder selbst zurecht kommen muß. Ein Mann soll sich nicht helfen lassen.“ Zwar widersprach ich ihm, doch gab ich irgendwann auf. Da war nichts mehr zu machen und ich fühlte mich schließlich einfach unwohl. Ich täuschte vor, gehen zu müssen und verließ die zwei. Die gute, starke Frau und der kranke Mann, den die Leere völlig unvorbereitet traf.

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